Herangehensweise und technische Umsetzung

Die Online-Edition „Von Wien ins Nirgendwo: Die Nisko-Deportationen 1939“ versteht die veröffentlichten Dokumente nicht nur als wichtige Informationsquellen, sondern auch als einzigartige Textdokumente. Soweit möglich wurden die Dokumente daher in ihrer Gesamtheit veröffentlicht. Zusätzlich stellt die Edition die Scans des Originaldokuments zur Verfügung. Dies macht eine Reproduktion der Form der Dokumente in den ranskriptionen überflüssig. Der Briefkopf oder die Aktenzahlen wurden ebenso wenig in den Transkriptionen sichtbar gemacht wie Stempel. Eindeutige Tippfehler, die keine Auswirkung auf das Verständnis oder die Interpretation des Dokuments haben, wurden stillschweigend behoben. Falsche Schreibweisen von Ortsnamen wurden im Original belassen - die Verlinkung zu Geonames zeigt den jeweils korrekten Ort an.

Die HerausgeberInnen entschieden sich für eine detaillierte Kommentierung der Dokumente. Derartige Kommentierungen bietet den Lesern kontextbezogene Informationen, indem sie sich auf Autoritätssätze (EHRI-Begriffe, Ghettos, Lager, Organisationen, Geonames usw.) und weitere neu angelegte Erläuterungen beziehen. Dadurch können jederzeit weiterführende Informationen zu Organisationen oder zu handelnden Personen aufgerufen werden. Darüber hinaus ermöglichen diese Kommentierungen, die Dokumente als Forschungsdaten zu behandeln, die in Zukunft wiederverwendet und mit anderen Dokumenten aggregiert werden können. 

Die Dokumente wurden im Standard Text Encoding Initiative (TEI) P5 kodiert – einem weit verbreiteten Format für digitale Editionen. Die EHRI-Editionen sind zwar flexibel, setzen aber auf Bezüge zu Namen, Daten, Orten und Personen (TEI-Modul namesdates).

Trotz zahlreicher Ansätze zur Online-Veröffentlichung von TEI-Dokumenten entsprach keine verfügbare Lösung den Anforderungen der EHRI digitalen Editionen. Das EHRI Team entschied sich daher, eine eigene Reihe von Tools und eine Front-End-Plattform auf Basis einer einfachen, aber leistungsfähigen bestehenden Open-Source-Software, Omeka, und seine Neatline Mapping Plugin zu entwickeln. Dieser Satz von Software-Werkzeugen ist modular und kann kombiniert oder auf verschiedene Weise erweitert werden, um die Bedürfnisse bestimmter Editionen zu passen. Die Anforderungen an die EHRI-Edition-Software folgten dem realen Redaktionsprozess, einschließlich der Auswahl der Dokumente, ihrer Transkription, Kommentierung und Übersetzung.

Wie bisherige Editionen, die die EHRI online Plattform für Editionen nutzten, legt auch die Online-Edition „Von Wien ins Nirgendwo: Die Nisko-Deportationen 1939“ den Schwerpunkt darauf, dem verlinkten Datenparadigma zu folgen und Links zu etablierten kontrollierten Vokabularen zu verwenden (EHRI für Holocaust-bezogene Entitäten; Geonames für geographische Informationen usw.). Die Kommentierung von Dokumenten besteht daher in erster Linie darin, Wörter oder Ausdrücke in den Dokumenten zu markieren und zu verlinken. Die Kommentierung wurde in gewöhnlichen Texteditoren vorgenommen, in denen die Entitäten mittels URLs verlinkt wurden. Nachdem die Kommmentierung und die Textbearbeitung abgeschlossen waren, wurden die Dokumente in das TEI-XML-Format konvertiert. Das Team nutzte dazu ein Open-Source-Tool Odette, das vom EHRI-Team um ein Stylesheet erweitert wurde, um die Typen von Entitäten zu erkennen und diese basierend auf den als Referenzen verwendeten URLs entsprechend zu kodieren. Die so erzeugten TEI-Dateien wurden von Editoren überprüft und von unerwünschten Formatierungen bereinigt. Ein EHRI-TEI-Anreicherungs-Dienstprogramm erstellte normalisierte Einträge für verknüpfte Einheiten im TEI-Header (unter Verwendung der EHRI-API, Geonames Metadaten und anderer Ressourcen). Diese wurden anschließend verwendet, um die facettierten Navigations- und Kartendarstellungen zu steuern. 

Die resultierenden TEI-Dokumente wurden auf die Omeka-Webpublikationsplattform von EHRI hochgeladen und das EHRI Editions Plugin befüllte automatisch die Datenbank basierend auf dem Inhalt der XML-Datei. Anhand der TEI-Daten wurden interaktive Kartenpräsentationen erstellt.