Rolf Günther wurde 1913 in Erfurt geboren. Das SS-Mitglied arbeitete 1939 in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien und war als Mitarbeiter Adolf Eichmanns maßgeblich an der Nisko-Aktion beteiligt. 1941 wurde er Stellvertreter Eichmanns in der Abteilung IV B 4 im Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Im August 1945 beging er in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Ebensee Suizid.

Benjamin Murmelstein wurde 1905 in Lemberg (Lwiw) geboren, studierte in Wien und wurde dort Rabbiner. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 war er in leitender Funktion in der IKG Wien tätig. Er war gezwungen, eng mit der Zentralstelle für jüdische Auswanderung zu kooperieren und sowohl die Auswanderung als auch die Deportation von Jüdinnen und Juden zu organisieren. Gemeinsam mit Funktionären der jüdischen Gemeinden in Wien, Prag und Ostrava wurde er am 19. Oktober 1939 nach Nisko deportiert. Murmelstein kehrte Ende 1939 zurück und arbeitete wieder an der IKG Wien. Im Jänner 1943 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er in den „Ältestenrat“ berufen wurde. Er katalogisierte hebräische Manuskripte und war mit der „Stadtverschönerung“ des Ghettos beauftragt, die 1944 in Vorbereitung auf den Besuch des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz durchgeführt wurde. Im September 1944 wurde er zum „Judenältesten“ Theresienstadts. Er überlebte die Befreiung im Ghetto. 1945 wurde er wegen angeblicher Kollaboration mit den Nationalsozialisten verhaftet, Ende 1946 jedoch freigesprochen. Benjamin Murmelstein ließ sich in Italien nieder und starb 1989 in Rom.

Berthold Storfer wurde 1884 in Czernowitz geboren. Ab 1938 leitete der frühere Bankier den Ausschuss für jüdische Überseetransporte. Storfer organisierte dabei die Flucht von Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich und dem Protektorat Böhmen und Mähren nach Palästina. Im November 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort 1944 ermordet.

Maurycy Moses Grün wurde 1890 in Lemberg (Lwiw) geboren. Ab 1938 war der Rechtsanwalt stellvertretender Leiter des Palästinaamtes in Wien. 1939 wurde er gemeinsam mit mehreren jüdischen Funktionären aus Wien nach Nisko deportiert. 1940 wurde er Leiter des Palästinaamtes in Wien. Im Jänner 1943 wurde Maurycy Grün nach Theresienstadt deportiert. Im Oktober 1944 wurde er von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Maurycy Grün kam im Holocaust um.

Julius Boschan wurde 1896 in Wien geboren. Er arbeitete als Bankier und war seit 1938 Mitarbeiter der IKG Wien. Er leitete die Expositur in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien. Am 29. Jänner 1943 wurde er gemeinsam mit seiner Mutter Sofie nach Theresienstadt deportiert, wo er als Buchhalter in der Finanzabteilung arbeitete. Am 28. Oktober 1944 wurde er gemeinsam mit seiner Mutter von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Julius und Sofie Boschan kamen im Holocaust um.

Josef Löwenherz wurde 1884 in Piwowszczyzna geboren. Er war Rechtsanwalt, Zionist und Amtsdirektor der IKG Wiens bzw. Judenältester des „Ältestenrats der Juden in Wien“ während der NS-Herrschaft. Im Mai 1945 wurde er von der Roten Armee wegen des Vorwurfs der Kolloboration verhaftet. Ein Ermittlungsverfahren wurde nach Kurzem eingestellt und alle Anschuldigungen fallengelassen. Josef Löwenherz starb 1960 in New York.

Robert Prochnik wurde 1915 in Wien geboren. Er war ab Herbst 1938 enger Mitarbeiter Benjamin Murmelsteins in der IKG Wien. Prochnik war mit der Organisation der Deportationen befasst und musste dabei mit der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien zusammenarbeiten. Im September 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und anschließend nach Theresienstadt deportiert, wo er das Zentralsekretariat der „Jüdischen Selbstverwaltung“ leitete und 1945 die Befreiung erlebte. 1948 wurde er der Kolloboration bezichtigt, die Verfahren dazu wurden jedoch eingestellt. Prochnik starb 1977 in Wien.