Wir beziehen uns auf unsere beiden Telegramme an Sie und hoffen, daß unserem heutigen Schreiben nicht dasselbe Schicksal zuteil wird wie diesen und Sie eine Antwort geben werden.
Die hiesige Behörde erlaubt den Emigranten in anerkennungswerter Weise die Annahme von Arbeit, doch kommt mangels Kenntnis der Sprache nur schwerste Hilfsarbeit in Frage und diese können wir in unserer heutigen Verfassung bei bestem Willen nicht leisten. Wir können es nicht unterlassen Ihnen mitzuteilen, daß unsere Lage derart geworden ist, daß dringende Hilfe unbedingt geschaffen werden muß. Wir haben schon so viele Verluste aus unseren Reihen zu beklagen und sehen mit Bangen der allernächsten Zeit entgegen, da weitere Verluste an Menschenleben bereits sicher geworden sind. Durch körperliche und seelische Strapazen vollkommen heruntergekommen – bar aller Mittel und Kleider – wissen wir nicht wie wir die nächsten Tage überstehen sollen.
Wir wenden uns daher mit einem neuerlichen Appell an Sie, uns irgend eine Einreisemöglichkeit zu schaffen, da nur auf Grund einer solchen die hiesige Behörde eine Ausreise bewilligt. Ein Großteil unserer Leute hat Affidavits und damit sofortige Weiterreisemöglichkeit, doch besteht hier keine Gelegenheit vor einem amerik. Konsulat wegen Erhalt eines Visums zu erscheinen.
Bei etwas gutem Willen wird und muß es Ihnen gelingen für uns Rettung zu schaffen, die nur dann Sinn hat, wenn sie sofort gefunden wird.
Für die Nisko-Wiener
Grünwald
Anschrift
Siegfried Jellinek
Lwow Steczowskiego 3