Betrifft: Umsiedlungsaktion der Juden aus der Ostmark nach Polen

Als Ergänzung zum Vermerk über die Aussprache zwischen SS-H’Stuf. Eichmann, Herrn Dr. Ebner von der Geheimen Staatspolizei und dem Sonderbeauftragten des Reichskommissars Herrn Dr. Becker wird berichtet, dass die Umsiedlungsaktion nach Polen mit dem 1. Transport am 20.10.1939 um 22.00 Uhr mit 1000 arbeitsfähigen Juden von Wien-Aspangbahnhof beginnt.

Den Juden wurde durch die Israelitische Kultusgemeinde Werkzeug zum Aufbau eines Barackendorfes in Nisko mitgegeben, wohin bereits Transporte mit arbeitsfähigen Juden aus Mähr. Ostrau abgegangen sind. Gleichfalls werden den Juden mit dem Transport Lebensmittel für 4 Wochen mitgegeben.

Die weiteren Transporte gehen fortlaufend jede Woche Dienstag und Freitag mit je 1000 Juden, wo zum 2. und 3. Transport die derzeit in Wien in Haft befindlichen Juden und Juden, denen die Ausreise von der Geheimen Staatspolizei befristet ist, eingeteilt werden. Vom 4. Transport aufwärts werden bereits ganze Familien in die Transporte eingeteilt.

Nach Fertigstellung des Barackendorfes in Nisko werden die mit dem 1. Transport angekommenen Juden auf die im dortigen Gebiet befindlichen ehemaligen jüdischen Dörfer fortlaufend in das Landesinnere verteilt.

Die Transporte werden von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien zusammengestellt (solange dies noch möglich ist) und ist für den Transport eine jüdische Transportleitung verantwortlich. Ausserdem begleiten jeden Transport 25 Schupo-Beamte unter Führung eines Polizeimeisters, die jede Fluchtgefahr mit der Waffe zu verhindern haben.

Mit der gesamten Umsiedlungsaktion werden auch die in der Ostmark befindlichen Zigeuner in Sonderwaggon angeschlossen. Die Stelligmachung der Zigeuner erfolgt durch die Kripoleitstelle Wien.

Brunner

Ergeht an: SS-H’Stuf. Eichmann, Mähr. Ostrau

SS-O’Stubaf. Vollheim

SS-Stubaf. Polte